Deine Präsenz ist entscheidend von deiner Körpersprache abhängig. Diese präsente Körpersprache macht den Unterschied in deinem Auftreten: sie schafft sozusagen die Bühne für deine Aktionen, für deine Handlungen oder dein Reden. Ob du authentisch und lebendig, ausdrucksvoll und kontaktbereit bist, das entscheidet über deine Wirkung auf andere.
Hier will ich dir von Fuß bis Kopf ganz grundlegend zeigen, auf was du achten sollst, um deine Körpersprache auf Durchlässigkeit, Ausdruck, Klarheit und Kraft – auf Präsenz – einzustellen.
Präsente Körpersprache fängt bei den Füßen und Beinen an
Auf der Suche nach einem aussagekräftigen Bild über die Fuß- und Beinhaltung in der präsenten Körpersprache bin ich gescheitert. Kein einziges Foto, das ich finden konnte, zeigte die natürliche, richtige Position der Füße und Beine:
- Die Füße tragen in hüftbreitem Abstand voneinander mit gleichmäßig belasteten Fußsohlen dein Gewicht.
- Achte darauf, dass du deine Füße weder zu nah (enger als hüftbreit) noch zu weit (mehr als hüftbreit) auseinander stellst. Im ersten Fall wirkst du instabil und „klein“ – und schwächst deine Präsenz. Im zweiten Fall entsteht der Eindruck von „Dominanzgehabe“, als wolltest du Imponieren und mehr Raum beanspruchen. Auch dies wirkt „schwach“, übertrieben – und unsympathisch.
- Versuche, dein Gewicht gut auszubalancieren, ohne die Fersen oder die Fußballen überproportional zu belasten. Auch die Innen- und Außenkanten der Füße dürfen kein Gewicht tragen (sonst entsteht eine X-Bein- oder O-Bein-Stellung).
- Drücke deine Knie nicht durch! Du würdest dadurch die Energieausstrahlung deines Körpers blockieren und den Eindruck von Beweglichkeit, Lockerheit und Gelassenheit verhindern. Andere nehmen die Energie deiner Körpersprache als positive Spannung deiner Person, als Präsenz, wahr. Alles Starre, Fest-Gestellte aber wirkt hart, kontaktlos, defensiv oder auch provokant – kurz: nicht anziehend.
Der Schwerpunkt deiner Präsenz: das Becken
Der Schwerpunkt eines menschlichen Körpers ist – rein physikalisch betrachtet – die Beckengegend. Würdest du in der Luft liegend auf einem senkrechten Stab aufgestützt werden, dann würde dieser zwischen Schambein und Bauchnabel platziert deinen Körper in die Waagrechte bringen. Weiter zur Brust hin angesetzt, würden deine Füße abwärts zeigen, unterhalb des Schambeins angesetzt, wäre der Oberkörper dem Boden näher als deine Füße. In beiden Fällen also würde dein Körper nicht waagrecht und stabil, sondern schräg in der Luft liegen.
- Beginne einatmend dein Schambein durch Einsatz der Tiefenmuskulatur nach schräg hinten-oben Richtung Wirbelsäule zu ziehen. Achte darauf, dass du nicht mit den äußeren Muskeln deinen Bauch einziehst (als wolltest du schlanker erscheinen), sondern dabei wirklich das Becken kippst. Dabei hebt sich der vordere Beckenrand und der hintere senkt sich leicht. Solltest du vorher mit nach vorne-unten gekipptem Becken gestanden haben, also im Hohlkreuz, dann verschwindet dieses jetzt in der richtigen Kippbewegung: der Hintern drückt nicht mehr hinten raus, sondern kommt unter den Rumpf, die Brust steht nicht mehr vor dem Bauch vorne rausgeschoben, sondern platziert sich über dem Bauchnabel.
- Durch diese Beckenbewegung begradigt sich deine Wirbelsäule und du scheinst (in deiner eigenen Wahrnehmung) um 2 Zentimeter zu wachsen. Dies aber nicht deshalb, weil dich ein imaginärerer Faden am Kopf (noch schlimmer: an der Brust) nach oben zieht. Das ist eine irreführende Vorstellung. Es darf sich umgekehrt vielmehr so anfühlen, als ob das Anheben des vorderen Beckenrandes deine Wirbelsäule von unten nach oben schiebt.
- Ohne dabei fest oder hart zu werden, entsteht als Effekt, dass sich eine Spannung vom Unterbauch (oberhalb des Schambeins) bis maximal hoch zum Solarplexus aufbaut. Würde dich jemand mit seiner Hand auf deiner Brust nach hinten drücken, könntest du diesem Druck leicht standhalten (nicht dagegendrücken, sondern standhalten!).
- Diese Beckenposition im Schwerpunkt deines Körpers hat einen wahrnehmbaren Effekt auf deine psychische Verfassung und ihre Ausstrahlung. Auch diese wirkt stabil, ohne Härte (ohne Verspannung). Du fühlst dich „bei dir“, ohne dich zu verschließen. Aus diesem Beisichsein heraus geschieht der Kontakt zu einem anderen frei und in Balance zum Beisichbleiben (weder hältst du dich zurück noch „verschwendest“ du dich im Außen).
Die Körpersprache von Brust, Schultern, Armen
Nimm keine Schulter-zurück-Brust-raus-Pose ein.
- Der Brustbereich oberhalb des Solar Plexus soll weich und entspannt sein (auch wenn deine Tiefenmuskulatur zwischen Schambein und Bauchnabel in Spannung ist!). Das Herausdrücken oder Anspannen der Brust erzeugt immer den Eindruck von Fake und Imponiergehabe und hält andere Menschen auf Abstand (wenn es nicht sogar lächerlich wirkt). Im besten Fall kannst du deiner Brust sogar Weichheit und Weite verleihen: Stell dir vor, wie sich deine Brüste (oder Brusthälften) wie ein Fensterladen öffnen. Es ist nur eine Vorstellung! Erzwinge dieses Öffnen nicht durch ein Zurücknehmen oder Anspannen der Schultern.
- Denn die Schultern sollten entspannt hängen (prüfe, ob sie nicht hochgezogen sind, was häufig der Fall ist!).
- Gehe mit deinem Bewusstsein auch zu den Ellbogen- und Handgelenken: sind diese locker? Nimm jede unnütze Spannung heraus und bewege das Gelenk locker, um Widerstände und das Festmachen der Gelenke zu lösen.
Deine präsente Körpersprache im Bereich Kopf, Nacken, Kiefer und Blick
- Dein Kopf sollte gerade und beweglich auf deinem Hals ruhen. Der Hals könnte dir – wegen der locker herabhängenden Schultern – länger vorkommen, als du es gewohnt bist. Dein Nackenbereich (der Übergang vom Hals zum Kopf) ist nicht festgestellt, sondern weich und mobil.
- Achte einmal auf dein Kiefergelenk: hier verspannen wir sehr oft, ohne es zu merken. Ja, viele Menschen haben sich eine Dauerspannung im Kieferbereich angewöhnt. Dieses Gelenk wird bei physischen (und psychischen) Anstrengungen meist automatisch mit angespannt, danach aber nicht immer gelöst. Übrigens gibt es ja diesen Laut, den wir von uns geben, wenn eine Anstrengung vorbei ist: „boah“, bei welcher der (zuvor feste) Kiefer gelöst wird, was auch (zusammen mit dem Ausatmen in diesem Moment) der Sinn dieses Lauts ist!
- Erlaube deinem Blick ein Fenster in dein Inneres zu sein: deine Augen sollten weich blicken, mit weitem Gesichtsfeld, das sich jederzeit fokussieren kann, ohne dem Blick Schärfe oder Härte zu geben. Zugleich mit dieser Offenheit, die anderen Menschen den Zugang zu deiner Persönlichkeit gewährt, ist es entscheidend, dein Gegenüber wirklich anzuschauen. Schau nicht bloß in die Richtung des anderen Menschen, über ihn hinweg oder lediglich seine Konturen scannend, sondern blicke andere an, schau ihnen in die Augen, erweise ihnen mit dieser Aufmerksamkeit deinen Respekt, zeige dein Interesse – nimm Kontakt zu ihrem Blick auf!
Am Anfang wirst du immer wieder bewusst auf deine Körpersprache – von den Füßen bis zum Blick – achten dürfen. Wie immer aber führt Bewusstheit irgendwann zu Automation oder Gewohnheit. Auch manches, was sich für dich zunächst ungewohnt anfühlt, bildet mit der Zeit die Grundlage deiner präsenten Körpersprache und bringt dir – ohne dich anzustrengen – mehr Aufmerksamkeit, mehr Vertrauen – mehr Wirkung.
Weitere Beiträge, die eine präsente Körpersprache zum Thema haben
Du hast angebissen und merkst, welche Veränderungen in deinem Auftreten durch diese kleinen Umbauarbeiten in deinem Körper möglich sind? Dann lade ich dich ein, dir meine anderen Beiträge zum Thema präsente Körpersprache anzuschauen:
- Der Faktor Körper im Training der Präsenz.
- Die „unsichtbare Geste“ der Präsenz.
- Der Impact von Präsenz.
- Was ist das eigentlich: „Präsenz“?
Du kannst jederzeit mit deinen Fragen auf mich zukommen und auf meiner Webseite findest du natürlich auch meine Trainingsangebote.
Wow, so ein toller Artikel! Er ist anspruchsvoll zu lesen, aber ich kann es Schritt für Schritt umsetzen!
Es macht auch so viel mit der Energiesignatur, wenn die Haltung passt! Wenn du gerade und aufrecht stehst, bist du viel widerstandsfähiger in herausfordernden Situationen. Super geschrieben! Danke❤️
Liebe Monika,
das freut mich, dass du dir etwas mitnehmen konntest (zumal du ja "vom Fach" bist!).
Danke sehr für deinen Kommentar.
Liebe Grüße,
Elma