Vorträge: Expertise braucht Präsenz

Seit ich ab Anfang diesen Jahres meinen Horizont online enorm erweitere, bin ich umringt von Expertinnen. Selbst habe ich mehrere Kurse belegt, in den Social Medias hat sich mein „Freundeskreis“ und mein „Netzwerk“ mit Hunderten Coaches, Trainerinnen und Beraterinnen gefüllt. (Ja, es sind hauptsächlich Frauen, aber das ist ein anderes – spannendes – Thema).

Als Schauspieldozentin, angestellt an einer staatlichen Theater- und Filmakademie, habe ich eher wenige andere Kurse und vortragende Expertinnen erlebt. Aber in meiner Studienzeit und in meinen weiteren Ausbildungen, da gab es sie: die Vorträge, die mich langweilten oder mitrissen – je nachdem.  

Je nach WAS? Genau das ist die Frage!

Vorträge halten, um zu begeistern

Diese Frage praktisch zu beantworten, ist meine Mission, genau dafür trainiere ich andere.

Zum einen ist es meine Expertise, das sprachliche Präsentieren zu einem Erlebnis für ein Publikum werden zu lassen. Also ich kann das gut, andere zum Glänzen bringen. In 26 Jahren Schauspieltraining war eben dies mein Aufgabenfeld: Anderen (und zwar nicht immer von Begabung Geküssten!) die Methode und Techniken an die Hand zu geben, mit denen sie ihr Publikum begeistern. 

Dachtest du, dass es im Schauspiel um etwas anderes geht? Nein! Die Techniken sind vielfältig, Körpertraining, Stimm- und Sprechtraining, Gesang, Textanalyse, historische Kenntnisse …, aber alles UM ZU BEGEISTERN. Nichts weniger ist das Ziel, ganz prosaisch: der Job, eines Schauspielers. Mit nichts weniger könnte er/sie zufrieden sein. 

Zum anderen bin ich selbst fasziniert von der Faszination – davon, was sie genau ist und durch welches Handeln sie erzeugt wird. Manipulation (die kleine, miese Schwester der Faszination) lässt sich vielleicht mit Grundlagen der Psychologie, vielleicht auch nur mit Menschenkenntnis und Schlauheit bewerkstelligen … Aber das Besondere an der Faszination (wie ich sie verstehe) ist: sie ist immer echt und wahrhaftig. Sie funktioniert nicht über Tricks, sie gelingt nur durch wirkliche Hingabe (und gelebte Technik!) desjenigen, der fasziniert.

Und hier komme ich zu einer ersten Antwort auf die Frage, was den Unterschied macht zwischen einem Vortrag, der mich langweilt (mich inhaltlich dabei vielleicht sogar interessiert) und einem, der begeistert. Erinnere dich an die Lehrer, die dir in deinem Leben wichtig waren. Haben sie viel gewußt über ihre Themen? Zweifellos! War es diese Expertise, die sie für dich so prägend gemacht hat? Keineswegs!

Eine in blaues Licht getauchte Menschenmenge hört einem Speaker auf der Bühne zu.

Vorträge leben von deiner Präsenz

Was ich damit sagen möchte und hier mal ganz gelassen hinschreibe: 

Deine Expertise ist nicht das Entscheidende! 

Wenn du in irgendeiner Weise Lehrende(r) bist – TrainerIn, CoachIn, BeraterIn – dann wird letztlich alles davon abhängen, wie du deine Inhalte vermittelst, was dein eigenes Anliegen ist, warum du es machst und – wer du bist. 

Alles Wissen lässt sich doch jederzeit auch woanders finden. Aber bist du in der Lage, dein Gegenüber für dieses Wissen zu öffnen? Und damit meine ich nicht zu „motivieren“. Die Motivation, sich Wissen anzueignen, sich zu verändern, ist da, dein Gegenüber ist ja da … 

Gelingt es dir, mit diesem Wissen deinen „Schüler“/“Kunden“ zu ergreifen? Es tiefer und wirksamer zu implantieren als nur in seinem Denken und Verstehen? 

Dafür braucht es persönliche Präsenz und die Fähigkeit, aus Worten Erlebnisse zu formen. Das heißt, nicht nur Schauspieler müssen ihr Publikum begeistern. Jeder, der – in welcher Form auch immer – lehrt, braucht diese Fähigkeit. Braucht sie ganz gewiss, wie es eben Humus braucht, damit etwas wurzeln und wachsen kann.

Und das ist es, was ich dir zeigen, mit dir Schritt für Schritt trainieren kann. Wenn du andere Menschen zu einer neuen Sichtweise, einer neuen Denkweise, zu einem veränderten Verhalten oder auch nur zu anderen Handlungsweisen führen möchtest, dann werden dir deine Expertise und Inhalte allein nichts nützen. Ich möchte Lehrenden und Female Leader zeigen, wie sie ihre Expertise live oder online in einen kraftvollen Impact verwandeln.  

Die Gamechanger für deine Präsenz

Die Methode für begeisternde Vorträge umfasst eine ganze Reihe von Techniken in drei Aufgabenfeldern. Sie leiten dich als Autorin, als Regisseurin und schließlich als Darstellerin deiner Rede bei der Gestaltung eines Erlebnisses für dein Publikum. 

Hier möchte ich nur kurz 3 Gamechanger für deinen Auftritt mit dir teilen:

1. Kontakt

Es entscheidet sich alles in der Frage, ob du zum Publikum Kontakt aufnimmst! Darunter verstehe ich immer ein wirkliches und authentisches Sich-Dem-Publikum-Zuwenden. Du betrachtest die Gesichter, die dich anschauen. Wenn die Scheinwerfer dich blenden, dann schirme deine Augen ab. Guck nicht bloß in die Richtung des Zuschauerraums, sondern sieh bitte die Gesichter an, nimm Augenkontakt auf. Lass dich auch von dem, was du siehst bestimmen: freue dich über ihre Anwesenheit und über das Interesse für deinen Vortrag, bitte vielleicht in einem Vortrags-Call um das Einschalten der Kameras, wenn du jemanden kennst, dann zeig das auch, wenn viele unbekannte Gesichter da sind, dann feiere das …

Bleibe auch während des laufenden Vortrags mit deinem Publikum in Kontakt. Achte auf fragende Gesichter, bemerke und reagiere auf Unruhe oder Skepsis, ebenso natürlich auf Lachen oder Zustimmung und Beifall.

Kontakt läßt sich nicht faken! Keine rhetorischen Fragemuster, keine antrainierte Publikumsbegrüßung, keine routinierten Zuschauerbeteiligungstechniken ersetzen das ganz simple, echte WAHRNEHMEN der Menschen, die dir folgen und dein REAGIEREN auf diese Wahrnehmung. Suche und nutze das Publikum als Impulsgeber für Momente, in denen du deine Rede diesen Impulsen entsprechen modifizierst, sie deiner spontanen Wahrnehmung der Impulse anpasst.

Und was ist mit dem Risiko, dass dieser Kontakt mit deinen Zuhörern dich aus dem Redefluss „rausträgt“? Die Sorge davor lässt viele (mittelmäßige) Redner eben das Wahrnehmen ihres Publikums vermeiden.

Darauf gibt es nur 2 Antworten. Im Kontakt allein kannst du alles von deinen Zuhörern gewinnen: ihre Sympathie und Aufmerksamkeit, ihr Getroffenwerden von deinen Inhalten und ihr Miterleben deiner Story. Die Chance, ein Erlebnis zu kreieren, gibt es nicht ohne diesen Kontakt. Das Risiko, aus deinem Redefluss herauszufallen, ist der Preis, den du zu zahlen bereit sein musst. Eine herausragende Darbietung ist (besonders zu Anfang) auch ein Tanz auf dem Drahtseil. Das ruhige Mittelmaß ist eine sichere Bank, aber nicht wirklich der Mühe wert. Geh aufs Ganze.

Und meine zweite Antwort lautet: Auch dieses Stocken und Steckenbleiben ist – wenn du es nicht vertuschst und dich dafür schämst -, wenn du es ausstehst und dich dazu verhältst, ein möglicher Teil eines ergreifenden Vortrags. Je gelassener oder authentischer du mit Pannen und Fehlern umgehst, desto anziehender ist deine Performance. Und gleichzeitig sorgt diese Einstellung auch noch dafür, dass du viel seltener herausfällst. Mit Kontakt kannst du zwar einen mittelmäßigen Vortrag schwächen, aber auch nur dadurch den Grundstein für Brillanz legen.

Eine Frau mit Headset spricht auf einer Bühne.

2. Innere Impulse

So, wie du dich öffnest für Impulse von außen, aus dem von dir wahrgenommenen Publikum, so sollst du dich auch auf „innere Impulse“ einstellen. Was du als Vortragende sagst und tust, hat nicht nur eine Wirkung nach außen, es darf – in einer Art Rückkopplung – auch dich in deinem Redefluss bestimmen. Verhalte dich nicht so, als wüsstest du im Schlaf, was du sagen wirst und was als Nächstes kommt. Finde am Ende jeden Gedankenbogens den akuten Grund, weshalb jetzt der nächste Gedanke kommt, und zwar genau dieser und genau auf diese Weise. Folge diesen Impulsen im Reden, setze nicht auf dein Vorwissen über das Kommende. Jetzt wirst du vielleicht einwenden: „Aber ich weiß doch, was ich als Nächstes sagen wollte. Wie soll ich dieses Wissen ausschalten?“ Nun, es gibt Techniken, die dich im Jetzt halten. Ihnen allen gemeinsam ist, dass du dich von dem, was du gerade sagst, bestimmen lässt.

Es ist auch eine Frage des Fokus: höre dir selber zu, denke laut, statt vorzutragen. Aus deiner eigenen Wahrnehmung des gerade Gesagten entspringt das Folgende. So kannst du einen vor-bereiteten Text zu einem akut stattfindenden Geschehen formen. Du darfst (und sollst sogar) dir vorher die Rückkopplungsimpulse klar machen. Die Vorbereitung eines Vortrags geht weit über das Zusammenstellen der Inhalte hinaus. Sie umfasst ganz wesentlich das Gestalten derjenigen inneren Impulse, die dich aktuell jeweils vorantreiben werden. Diese revitalisieren die im Verfertigen des Textes oder der Stichpunkte konservierten Informationen und bewirken, dass deine Rede – wie ein Perpetuum mobile – aus sich selbst heraus immer neue Energie gewinnt und freisetzt.    

3. Sich zeigen

Die Bedingung für die beiden vorgenannten Punkte (Kontakt und innere Impulse) ist die Bereitschaft, sich zu zeigen. Damit ist kein Sich-Her-Zeigen gemeint. Du präsentierst dein Anliegen und nicht dich selbst. Aber du bist bereit und offen dafür, dass du es tust und auf deine Weise. Verstecke dich nicht hinter dem Ablauf, ja, nicht einmal hinter deinen Inhalten. Diese Inhalte nämlich sind deine, oder sie sind nicht. Ihr Wert für andere liegt in deiner Gewichtung, in deiner Deutung und in deinem persönlichen und leidenschaftlichen Ausgriff auf sie.

Diese Bereitschaft, persönlich aufzutreten, macht dich verwundbar und bedroht eine vielleicht angestrebte Perfektion deines Vortrags. Sie ist aber unerlässlich, wenn du dich nicht mit einer blutleeren Dienstleistung zufrieden geben willst. Auch dieses Risiko wirst du eingehen müssen, um andere zu faszinieren: das Risiko, gesehen zu werden. 

Denn sowohl das Empfangen äußerer Impulse im Kontakt mit dem Publikum, als auch das Eingehen auf die inneren Impulse deiner Rede öffnen das Visier, mit dem wir uns normalerweise vor Bewertungen schützen wollen. Dabei übersehen wir jedoch, dass wir immer gesehen, immer bewertet werden. Nur ist der Eindruck, den wir mit dem Schutzpanzer der Konventionen, der glatten Perfektion hinterlassen, schwach und uninteressant. Um Impact zu erzeugen, müssen wir damit einverstanden sein, sichtbar zu sein: mit unseren Hoffnungen, unseren Absichten, unseren Eigenarten und „Fehlern“. 

Eine Frau in schwarzem Rollkragenpullover und mit schwarzem Stirnband lächelt in die Kamera.
Eines der wenigen schmeichelhaften Fotos von mir.

Unvergesslich!

Ein rotes Herbstblatt, das aussieht wie ein Lippenpaar.
Mein Lieblings-Icon für mein Vortragstraining

Diesen 3 Gamechangern für deinen Vortrag sind einige Techniken zugeordnet, die bewirken, dass deine Expertise in deiner Darbietung bei anderen zündet. Es sind lebbare Techniken, die man verinnerlichen kann, so dass sie deine Performance und dich mit ihr „unvergesslich“ machen.

Als ich Anfang dieses Jahres meinen ersten Online-Vortrags-Kurs angeboten habe, da knallte die Titel-Idee der wunderbaren Judith Peters für mich sofort: „Unvergesslich!“ Eben weil ich selbst eine kleine Handvoll unvergessliche Lehrer/Trainer/Mentoren hatte. 

Glaub mir, das ist keine Eitelkeit, wenn du „unvergesslich“ werden willst (mit deinem Auftreten, mit deinem Reden)! Es ist der Wunsch, einen Impact zu erzeugen mit dem, wofür du stehst, einen Fußabdruck in der Welt zu hinterlassen, in Resonanz zu gehen und etwas zu verändern – für andere.

Und für sich selbst: Be the difference zu realisieren (hier findest du die Deutung meines Claims).

Elma Esrig Logo

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