Mein Motto für 2023: „Inszenierung!“

Nachdem mich das Motto des gerade vergangenen Jahres extrem gefordert hat ( – „Ich bin eine Kriegerin“ und wie es mir in den Schoß geworfen wurde, liest du HIER), setze ich nun ganz gezielt einen Kontrapunkt. Ich bin Regisseurin und inszeniere meine Workshops!

Das bedeutet nichts anderes, als dass ich meine Inhalte in Szene setze, damit

  • sie Relevanz für meine Kundinnen entfalten,
  • sie die Bühne bereiten dafür, dass Expertinnen ihr Auftreten gestalten,
  • die Arbeit mit mir schon im Verlauf zeigt, was das Ergebnis für meine Kundinnen sein wird: walk the talk!
Eine Theaterbühne mit silber-grauem Vorhang gibt den Blick in einen dunklen Zuschauerraum frei.
#createyourownroom!

Was heißt eigentlich „Inszenieren“?

Geh nicht nach dem Alltags-Sprachgebrauch! Inszenieren bedeutet nicht „faken und aufbauschen“! „Inszenieren“, wenn man es vom Theater her denkt, bedeutet: etwas so gestalten, dass dieser Ausdruck ein Erleben in jemandem anderen erzeugt.

Das ist nur dann möglich, wenn der Ausdruck „stimmig“ ist, wenn er also sicht- und hörbar macht, was sich in einem Inneren abspielt. Dieses „Innere“, auf das der Ausdruck zurückführt, gibt diesem seine Wahrhaftigkeit und setzt ihn ab vom Sich- Verstellen. Es kann das Innenleben einer fiktiven Figur sein, genauso gut kann es aber auch die Persönlichkeit eines Menschen sein. Es kann die Bedeutung einer fiktiven Situation, aber auch die eines realen Sachverhalts sein. Es kann der Sinn einer Handlung, aber auch der einer Information sein…

„In Szene setzen“ bedeutet, kurz gesagt, dass etwas so gestaltet wird, dass es relevant für andere zum Ausdruck kommt, dass es sie berührt und in ihrem Denken, Fühlen und (vielleicht sogar) Handeln bestimmt.

Inszenieren schafft Realitäten!

Und die „Szene“, auf der sich dieses Zum-Ausdruck-Kommen ereignet? Es kann ein Bühne sein, im unmittelbaren Sinn des Wortes – eine Theaterbühne, eine Vortragsbühne. Es kann – und ist sehr oft – eine gesellschaftliche „Bühne“: ein Raum, den der Ausdruck allererst erschafft. Jeder Ausdruck bringt um sich herum eine kleine eigene „Welt“ hervor. Er kreiert – in seinem Sich-Ereignen – eine Realität, in der er die ihm eigene Notwendigkeit besitzt.

Wenn Hamlet dem Geist seines ermordeten Vaters begegnet und von diesem angesprochen wird, löst sich Hamlet nicht in Tränen auf, auch stürmt er nicht los, um Rache am Mörder zu üben. Hamlets Ausdruck ist Skepsis, Zurückhaltung gegenüber der Existenz von Geistern, ebenso wie gegenüber deren Ehrlichkeit. Das ist seine Welt, die da entsteht: eine Welt des Denkens, Prüfen, Zweifelns. [Wieviel Schaden die anrichten kann, das ist wohl Shakespeares bittere Kritik an menschlicher Hochachtung vor Erkenntnis, Wahrheit, Philosophie …]

Wenn eine Person gelassen und humorvoll auf ein aufgebrachtes Pferd reagiert, gestaltet sie eine Realität (für sich und für das Pferd), in der diese Aufregung unnötig und ein wenig absurd ist. Ist die Setzung dieser Realität durch die Kraft des Ausdrucks machtvoll – beruhigt sich das Pferd. Es tritt in die Realität der Person ein und verändert dadurch seine eigene.

Wenn eine Darbietende in einem Vortrag ihre Mission zum Ausdruck bringt (was ganz und gar nicht schon dasselbe ist, wie sie zu formulieren!), dann wird sie damit einen Raum erschaffen, in den das Publikum eintritt. Was die Darbietende bewegt, wird – im Ausdruck ihres Bewegtseins – andere als eine Realität bestimmen. Nicht weniger als das sollte man sich von seiner Darbietung erwarten.

Das ist die Kraft einer Inszenierung. Niemals sollten wir im Leben darauf verzichten, aus dem Missverständnis heraus, Inszenierung sei Lügen. Inszenierung ist der beherrschte, der gekonnte Ausdruck, der Realitäten schafft und damit Relevanz für andere erzeugt.

Ein brauner Ledersessel steht verlassen im Scheinwerferlicht.
Eine Inszenierung ist der Scheinwerfer, der aus einem bloßen Vorhandensein Ausdruck erschafft. Und mit diesem Ausdruck einen Raum definiert, in dem der Ausdruck „lebt“. Hier erzeugt das Licht die Realität, dass dort gerade noch jemand gesessen haben muss, der nun weggegangen ist, oder die Erwartung, dass gleich jemand auftauchen und dort Platz nehmen wird.

Was bedeutet dieses Motto für meine Arbeit?

  • Eine Bewußtwerdung! Meine Mission hatte zu Beginn eine harmlosere Formulierung. Ihr Ausdruck war bescheidener – und vorsichtiger: Ich wollte Expertinnen auf den Weg in eine klare Präsenz und zu persönlichen Vorträgen führen. Die Wahrheit ist: Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch mit seinem authentischen Ausdruck eine für andere wirksame Wirklichkeit erschaffen kann. Dass er (oder eigentlich sie, denn ich denke an Frauen – ein Thema über das ich HIER nachgedacht habe) das sogar tun muss, wenn er nicht Gast auf fremden Lebensbühnen bleiben soll.
  • Eine Radikalisierung! Gut, die hat sich bereits vergangenes Jahr angebahnt und ist bei mir vermutlich schon genetisch angelegt. Für das, was ich bin, kann und will, ist eine bloße „Optimierung“ von Auftreten und Vorträge-Halten – mäh (würde mein Sohn sagen) … unbefriedigend! Wenn sich alle immer nur „verbessern“ auf einem falschen, einem fremden Spielfeld, dann ist nichts gewonnen. – Im Gegenteil: es ist ein Verschlimmbessern! Über ein Vierteljahrhundert (ja! Jetzt klotze ich!) als Schauspieldozentin und über ein halbes Jahrhundert (!) als Elma haben mich gelehrt: Wir müssen werden, was wir sind (eine dramatische Aufgabe) und werden lassen, was Wirklichkeit sein soll. Man kann nicht darauf setzen, dass es schon von allein passiert. Es ist ein Akt, der zu tun ist.
  • Meine Zielgruppe dezimiert und elitarisiert sich! Diese Haltung ist nicht für jeden was. Oder doch! Aber gerade der Anspruch, dass Präsenz und authentisches Sprechen ein Muss, kein Nice-to-have, sind, der ist nicht für jeden wahr, richtig oder angenehm. Und so werde ich durch mein Motto immer spitzer, immer nischiger. Ich arbeite mit Expertinnen, mit Akademikerinnen, Führungskräfte, mit Frauen aus allen Sparten, sofern sie für ihr Thema leidenschaftlich einstehen – um Ausdruck zu erzeugen, brauche ich ein Innenleben, das mehr als Badewannentemperatur besitzt. Und sofern diese Leidenschaft sie gleichzeitig auch ermutigt, zur Konvention geronnene Wirklichkeit professionell zu crashen. Ich bin nicht in der Sparte „Mindest und Manifestieren“ – je individueller und nonkonformistischer der Ausdruck, desto mehr Wissen und Können braucht es, um ihm Wirkung zu verleihen: Meine Inszenierungen bringen Individualitäts-Profis auf die Bühne.
Frau mit aufgestützten Armen blickt direkt in die Kamera. Im Hintergrund eine Efeu-Wand.
Klartext macht Sinn

Was bedeutet das Motto für mich?

Du weißt vermutlich, was ich ahne: Es beginnt bei mir. Es beginnt damit, dass ich meine Selbstverharmlosung einstelle.

Wie lange ich schon zwischen zwei Extremen schwanke! Zwischen der Lust an der Provokation und dem sich daran anschließenden Ausschluss aus dem Kreis der Liebenswürdigen (so à la Woody Allen: „Einem Verein, das mich als Mitglied will, mag ich gar nicht beitreten“) und dem Bedürfnis, mich harmlos zu geben, um niemanden zu erschrecken.

Ein Erschrecken, das mir öfters begegnet: Menschen und Pferde, die verunsichert reagieren. Das für viele Frauen gruslige Gefühl auch in mir selbst: ich bin zu viel … In meinem Fall konkret: zu philosophisch (daran denken, einfachere Sätze zu bilden, weniger Fremdworte), zu selbstbewusst (öfters fragend sein, anstatt behauptend), zu leidenschaftlich (das Wollen deckeln, nicht vergessen!), zu unangepasst (warum immer dieser Verdacht gegen das Bestehende?).

Nun, zu erschrecken ist kein besonders smarter Ansatz im Business. Aber vielleicht zeigt mir mein Motto den Weg in einen Salto mortale: so zu erschrecken, dass dieses Erschrecken – gepaart mit der Ahnung zuerst und dem Beweis danach – einem Wunsch nach Transformation und echter Professionalität den Weg bereitet. Sehr tricky, gewiss, aber die einzige Möglichkeit, die mir einfällt.

Zuerst wird es also heissen, mich selbst „in Szene zu setzen“ und ohne Weichspüler zum Ausdruck bringen, was mich bewegt, was meine Expertise ist und demzufolge, wer genau was genau von mir erwarten kann.

Eine schwarz gekleidete Frau lächelt breit vor einem gelben abstrakten Gemälde.
Ich liebe dieses Foto (und die Situation, in der es entstand), aber ich werde 2023 scharfe Konturen haben.

Und wie werde ich wissen, ob es sich erfüllt?

  • Ich werde (noch) speziellere Kundinnen anziehen. Diese werden mich auch leichter finden, mit dem ihnen eigenen Spürsinn für Unkonventionalität.
  • Diese Kundinnen werden mit ihrem Auftreten und ihren Reden auffallen und Wirkung entfalten. Auf diese Rückmeldungen freue ich mich. Es gibt eine bestimmte Art des Erfolgs, die meinem Weg Recht gibt. So wie es auch Erfolge geben kann, die mich korrigieren würden … Misserfolge – die kann ich mir nicht erdenken.
  • Ich richte mich noch weniger als bisher schon nach Empfehlungen und Muster, wie etwas im Business zu tun ist. Wenn du schon meinen BeLetter bekommst (wenn nicht, dann kannst du das HIER ändern), so weißt du ja inzwischen auch, dass ich Freestyle launche. Das bleibt und wird noch „schlimmer“. Aber ich werde auch neue Szenarien entwickeln und auf meine Business-Bühne bringen!
  • Ich werde meinen Themen, meiner Methode und meinen Zielen noch mehr Bühne bereiten. Vor allem schriftlich, in Blogartikeln, Newsletter und Posts. Vielleicht (vermutlich!) wird es sich zu Anfang anfühlen, als ob man Tragödien in der Fußgängerzone aufführt. Das Herz auf dem Tablett, das Innere ver-äußert – und keiner hat Zeit für einen Blick … Ach, gestählt vom l´art pour l´art eines Aufwachsens unter Künstlern, werde ich diese Phase nicht nur überstehen, sondern mit einem gewissen Schulterzucken quittieren. – Es kann nicht andauern, ich werde entdeckt. 😊

Und Du? Willst du mit-inszenieren?

Nimm es, wie du willst: setze dein Motto in Szene und lass es Wirklichkeit erschaffen. Oder auch: werde Teil meines Mottos und betrete meine Bühne, die deine Bühne bereitet.

  • Entweder so richtig risikofreudig in meinem nächsten Workshop.
  • Oder erstmal mit einem Kommentar unter diesem Artikel – was mich freuen würde!
  • ODER auch ganz harmlos und vorsichtig („nur mal gucken“) in meinem BeLetter, der dich informiert, vielleicht amüsiert, inspiriert und in dem du mich besser kennenlernen kannst.
Eine Frau lächelt müde. Sie sitzt in der Natur vor einem Roundpen aus verrostetem Eisen.
Müde und entspannt am Ende eines WorkEvents

Your email address will not be published. Required fields are marked

  1. Liebe Elma,
    danke für deinen Artikel! Ich habe an sooo vielen Stellen innerlich laut JA gerufen, nur innerlich, da ich aktuell in einem öffentlichen Raum lese und da niemanden erschrecken mag.
    Du schreibst mir aus der Seele, auch ich verfolge einen eher unkonventionellen Weg- zumindest, wenn du "Andere" befragt, für mich ist das ganz normal.
    Besonders interessiert mich in der Tat dein Motto: Sich in Szene setzen ist nicht sich verkaufen, sondern authentisch wahrgenommen werden. Zumindest interpretiere ich das so für mich. Daher bin ich gespannt auf mehr und werde gleich deinen Newsletter abonnieren.
    Gruß Gabi

    1. Liebe Gabi,
      das hast du genau richtig verstanden: sich in Szene zu setzen bedeutet, zum Ausdruck zu bringen, und zwar so, dass es Relevanz bekommt. Also nicht ein wildes, nur expressives Rauslassen, sondern professionell geformt, damit es für andere Bedeutung erhält. Das Formen aber ist kein Lügen. Der Inhalt der Formung – das bist du mit deinen Werten.
      Liebe Grüße,
      Elma

  2. Ich verliere mich in deinen Zeilen, liebe Elma. Du sezierst förmlich dein Selbst, ich bin beeindruckt, beseelt, benommen…

    Immer wieder muss ich das Lesen unterbrechen, verdaue die wertvollen Sequenzen im Tun von Nebensächlichkeiten, um zurückzukommen und voll Staunen in die nächste wortgewaltige, herzerfrischende Erkenntnis zu geraten …

    Deine Texte sind eine Gefahr für mich, denn wenn ich eintauche, verliere ich jegliches ZEITgefühl und schwebe förmlich in deinen so eigen kreierten Aussagen, Momenten … Es kostet mich unsagbare Kraft, ich spüre deine MACHT und bin schier erschüttert, da ich erahne, was du bewirkst.

    DANKE, dass du so rigoros unterwegs bist. Ich weiß, dass es dringend an der Zeit ist, dass wir ALLE ins TUN kommen, möglichst so einzigartig gestärkt durch DICH !
    Ich möchte es nicht mehr missen. Herzlichst Claudia

    1. Vielen Dank, Sonja, und: herzlich willkommen in meinem BeLetter! Du bist (glaube ich zumindest) die erste, die über einen Blogartikel zu mir gekommen ist. Ich bin da sehr romantisch und vergesse das und damit dich sicher nicht.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}