Präsenz nimmt der Angst den Raum

Ein Mann im Anzug und Zylinder schaut am Boden liegend voller Angst in den Zuschauerraum und hält sich an den Fußknöcheln einer Frau in hohen Schuhen fest.
Die Angst des Menschen auf der Bühne …

Es ist eine uralte Situation: Ein Mensch steht allein vor anderen, vor vielen. Sie schauen ihn an. Er spricht zu ihnen von den Dingen, die, wie er denkt, für sie alle wichtig sind. Die gesagt werden wollen, damit eine Veränderung eintritt.

Zu dieser Grundsituation gibt es viele Varianten. Im Kern aber ist es das. Im Auftreten. Im Vortragen. Im Darbieten. Ist Angst eine notwendige Begleiterscheinung in dieser Situation? Gehört sie wirklich wesentlich, unabdingbar dazu? (Außer vielleicht für jene seltenen Kaltblütigen, für die Rampendancer, die erst im Scheinwerferlicht das Leben spüren?) Oder gibt es einen Zugang zu dieser Situation, in der Angst keinen Raum hat? So dass es leicht und freudvoll wird: Andere Menschen mit deiner Persönlichkeit auf ein Ziel hin mitzunehmen.

Die Angst wegtrainieren?

Eine junge Frau steht allein, von Scheinwerfern angestrahlt. Der Raum um sie herum ist dunkel.
Die Annäherung an das Thema Angst vom Theater her

In der Ausbildung von Schauspielern ist Angst vor dem Auftreten kein Thema. Sie wird nicht etwa totgeschwiegen, unterdrückt, geächtet – sie nimmt keinen Raum ein. Jedenfalls habe musste ich mit meinen Schauspielstudierenden noch nie über Angst, über extreme Aufregung oder über großen Stress vor einem Auftritt sprechen, und meines Wissens nach auch keiner der anderen Dozenten an der Theater- und Filmakademie, an der ich seit 27 Jahren unterrichte.

Warum? Weil ich nie gesteigertes Lampenfieber erlebt habe. Unsere Studierenden sind 17 – 26 Jahre alt, sie haben bis zu 20 öffentliche Auftritte im Studienjahr. 
Und ich betreue sie sehr eng, bin Stunden vor der Aufführung mit ihnen zusammen, coache die letzten Dinge, manage das Einwärmen und die Stimmübungen, wir klären letzte technische Details und ich erlebe ihre letzten 15 Minuten hinter der Bühne vor ihrem Auftritt …

Als ich letztes Jahr damit begonnen habe, das Auftreten von Expertinnen und Führungskräfte zu trainieren, ihre Vorträge zu erarbeiten – da begegnete mir das Thema „Angst vor dem Auftritt“ zum ersten Mal.

Ich war auf diese Flut von Aussagen nicht vorbereitet:
–       „Kurz vor dem Auftritt würde ich lieber sterben als rausgehen …“
–       „Ich fühle mich extrem unsicher und nicht bei mir …“
–       „Mein ganzer Körper ist in Aufruhr …“
–       „Die Aufregung ist so groß, dass mir das Ganze keine Freude macht …“
–       „Selbst in Teamsitzungen bin ich nicht gelassen …“ uvm.

Jetzt begann ich zu verstehen, warum so viele Coaches sich auf dieses Problem spezialisiert haben, ja nur diese Angst zum Thema ihrer Trainings wählten.

Meine Expertise ist da eine ganz andere: Körperliche Präsenz sowie – darauf aufbauend – Führung und Vortragsvorbereitung (vom Skript zur Darbietung). – Wirklich eine ganz andere? Ich habe mich gefragt, warum das Thema Angst in der Ausbildung von Schauspielern nicht vorkommt. Liegt es an einem ominösen Rampensau-Gen? Daran, dass alle, die diesen Beruf ergreifen wollen, extrovertiert sind? Alle ein riesiges oder gar übersteigertes Selbstbewusstsein besitzen? Sicher nicht!

Was alle Schauspielstudierenden aber – auf die eine oder andere Weise – trainieren, das ist körperliche Präsenz! Und hier liegt die Antwort. Indem ich Präsenz mit meinen Klienten erarbeite, bearbeiten wir indirekt zugleich die Angst vor dem Auftritt.

Du bist präsent, nicht weil du keine Angst hast, sondern du hast keine Angst, weil du präsent bist.

In der Schauspielausbildung wird nicht explizit am Lampenfieber gearbeitet, weil dieses (in extremer, störender Form) sich bereits durch andere Trainingsinhalte erledigt hat. Ein wunderbarer Kollateral-Effekt! Wenn du dieses Problem in Führungssituationen, bei Vorträgen – bei deinem Auftreten auf deinen (sozialen) Bühnen – kennst, dann kannst du deine Angst vermutlich direkt angehen – oder du verlierst sie ganz nebenbei in einem Vortragstraining, das deine Präsenz in den Mittelpunkt stellt. Und die Präsenz lässt Angst verschwinden.

Wenn wir Angst haben, greifen wir den Dingen vor

Ein Bühnenboden und die Füße einer Frau in altmodischer Kleidung, die über dem Boden zu schweben scheinen.
Es fühlt sich an, wie den Boden unter den Füßen zu verlieren.

Im Unterschied zur Furcht, die sehr konkret ist und unmittelbar ausgelöst wird, entsteht Angst durch einen Gedanken, der die Zukunft vorweg nimmt: Was könnte/würde/wird geschehen? (Spoiler: Nichts Gutes).

Bevor ich mit meinen Pferden nur noch Trainings für Präsenz und Führung gegeben habe, trainierte ich Pferde und ihre Besitzer. Die Pferde zeigten – neben dem gängigen Nicht-Verstehen der menschlichen Wünsche – oft Furcht (vor Pfützen, Spray, Gerte, Sattel, einer Ecke der Halle, Kühen, Hänger, …). Die Besitzer aber hatten oft Angst, dass das Pferd durchgehen wird, dass es steigen, beißen, treten könnte, dass es sich erschrecken wird, dass es nicht in den Hänger gehen wird, dass es nicht anhalten wird, dass es sich nicht einfangen lässt, …

Das Perfide daran ist, dass die Angst den Blick verstellt, für das, was gerade ist. Das wird übersehen, damit man sich ganz auf diese unerwünschte Zukunft konzentrieren kann. Die körperliche Spannung und der Fokus des ängstlich in die Zukunft blickenden Menschen überträgt sich mit absoluter Treffsicherheit auf das Pferd, das jetzt weiß, was man von ihm erwartet. Und das macht es dann auch. Denn die Angst macht uns Menschen körperlich klar und ausdrucksvoll …

Trotz meiner 2,5 Trainerscheine (einen habe ich nur bis Level 2 von vieren absolviert; die anderen 2 mit Abschluss vollendet) habe ich intuitiv mit der Angst meiner Trainees arbeiten müssen. Wie man furchtsame Pferde in die Gelassenheit begleitet, das hatte ich gelernt. Aber was tun mit der menschlichen Angst? Dieses Problem war nie Teil meiner Ausbildungen …

Intuitiv aber und mit den Jahren der Erfahrung zeigte sich: Wenn der Mensch im Erleben im gegenwärtigen Moment bleibt. Wenn er die Situation wirklich wahrnimmt, im Kontakt mit ihr, mit sich selbst und dem Pferd ist, dann gibt es keine Angst. Sie existiert nicht in der Gegenwart. Präsenz verunmöglicht Angst. Oder andersherum gedacht: Angst ist ein Symptom von Nicht-Präsent-Sein.

So äußerten sich damals Trainees:

Ich kam auf Empfehlung zu Elma. Seitdem sind über zwei Jahre vergangen und ich nehme regelmäßig an Kursen teil …Mit meiner traumatisierten Stute habe ich schon große Fortschritte gemacht. Ich habe endlich das gefunden, wonach ich gesucht habe. Es ist faszinierend, mit welchen minimalen Hilfen Pferde einen wahrnehmen. Man setzt den eigenen Körper viel bewusster ein und auch mein Selbstvertrauen ist viel stärker geworden.“ Andrea F., Bayern 

„Meine ersten Eindrücke,… faszinierend und zugleich erschreckend. Erschreckend deshalb, da ich dachte, dass ich die letzten 25 Jahre am Pferd alles falsch gemacht habe. Es war so beruhigend zuzuschauen. Die ruhige Art mit den Pferden umzugehen und zugleich die Kommunikation ohne Worte, sondern mit Gedanken war unbeschreiblich. Für mich stand sehr schnell fest, dass ich bei Elma richtig bin. Ich war nach unserer ersten Trainingsstunde bei uns zu Hause, so überrascht. Shaia war nicht wieder zu erkennen.“  Kerstin S., Bayern 

„Ich stöberte ich in Google „Kommunikation Pferd“ und stieß auf Elmas Seite. Das Konzept von Elma fühlte sich richtig an und so buchte ich noch am selben Tag, ohne groß zu überlegen. Vor ein paar Tagen fand der Kurs bei Elma nun tatsächlich statt und ich muss sagen, dass ich sofort Vertrauen zu Elma hatte. Ihre ruhige und freundliche Art, ließen mich auch ruhiger werden.“ E.J., Österreich 

Nach einem Lendenwirbelbruch, den ich mir bei einem Reitunfall zugezogen habe, bin ich ein ängstlicher Reiter geworden und Elma hat sich meinem „Thema“ voll und ganz gewidmet. Sie hat mich im wahrsten Sinne an die Hand genommen, mit viel Ruhe und Gelassenheit mein Pferd geführt und mich so wieder erste Schritte nach draußen reiten lassen. Die Vertrauensarbeit zwischen Pferd und Reiter ist ein Schatz, den Elma mir in den paar Tagen wieder gelehrt hat, und das ganz in meinem Tempo – ganz ohne Druck und Stress.A. Lang, München 

Durch Frau Esrig habe ich die Sicherheit im Umgang mit Pferden wiedererlangt, mein Mann ist ein absoluter Pferdefan geworden und der nächste Kurs ist bereits gebucht. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir irgendwann einmal mit eigenem Pferd hierher kommen!“ Karin Pittroff, München 

Für Luna und mich waren das höchst spannende Erfahrungen. Luna hat ihre Ängste und ihre Scheu vor dem Reiten an diesen drei Tagen (mit je 5 Stunden Pferdetraining) völlig verloren. Leider haben wir in München bislang keine Möglichkeit gefunden, ein Pferde- und Reittraining nach dieser Art fortsetzen.J.K., München 

Auch wenn du keine Führungskraft bist, auch wenn du nicht daran denkst, andere Menschen mit deiner Wirkung einzunehmen, auch wenn du „nur“ Angst hast, wenn  du auf sozialen Bühnen auftreten sollst … Präsenz ist das, was dieser Angst keinen Raum mehr gibt.

Glaubst du mir das?

Eine junge Frau im Gegenlicht als dunkle Silhouette.
Präsenz heißt auf der Bühne persönlich zu sein und zu handeln

In meiner Schauspielklasse ist von allen 17 Studierenden ein Mädchen die jüngste. Constantia wird Konni genannt und ist inzwischen 18 Jahre alt.

Konni stottert ganz oft.

Wenn sie unsicher ist, wenn sie vor Fremden spricht, wenn sie etwas gefragt wird. 
Sie hat im Vorsprechen der Aufnahmeprüfung gestottert und auch, als wir sie fragten, warum sie Schauspiel studieren will. Als sie darauf antwortete, musste sie in jedem Satz mehrmals ansetzen. Sie hat Techniken, um Anfangsvokale in Worten zu überwinden. Das klappt nicht immer, aber Konni wollte unbedingt antworten. 
Sie wollte, dass wir verstehen: Auf der Bühne zu stehen und andere Menschen zu berühren, das will sie unbedingt machen. Auf der Aufnahmeprüfung war sie 17 Jahre alt. Sie wusste was sie will. Sie war nicht schüchtern. Sie war begabt – und sie stotterte.

Konni stottert nie, wenn sie gut spielt. 

„Gut spielt“ bedeutet, dass sie nicht vorträgt. Sie HANDELT durch Worte. 

Sie handelt aus einer Grundeinstellung und Haltung der Figur: MISSION.
Sie handelt für einen Zweck der Figur: GRUNDABSICHT.
Sie handelt aus einer Motivation der Figur: IMPULS.
Sie handelt kämpfend gegen andere Handelnde und gegen die Tücken ihres Themas: KONFLIKT.
Und sie verfolgt als Figur Lösungswege, zur Erfüllung ihrer Absicht: STRATEGIEN.

Wenn Konni handelt, trägt sie nicht vor. Und sie stottert nicht.

Ich habe keine Ahnung davon, wie Stottern entsteht, warum es das gibt und wie es zu therapieren wäre. Null Ahnung. Ich habe sehr viel Ahnung davon, wie aus Vortragen von Inhalten ein Darbieten wird – ohne jede Theatralik der Gesten, der Mimik, der Bewegungen. 
Und zwar für ExpertInnen, die ihrem Anliegen Wirkung verschaffen wollen. Durch ihre Präsenz im Sprechen und mittels Techniken aus dem professionellen Theaterbereich.

Wenn du mehr über den Einsatz von professionellen Theatertechniken im Vortragstraining erfahren möchtest, dann kommentiere ganz einfach und lass uns reden!

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