12von12 im Juli 2022

Spezial! Mein 4. Mal 12von12 – und diesen Monat an meinem Geburtstag.

Wolkenhimmel über dunkler Landschaft sehr früh am Morgen.
Der frühe Morgen ist meine liebste Tageszeit. Auch wenn ich mich noch 30 Minuten vorher, als mein Wecker klingelte, gefühlt habe, als könnte ich heute, heute wirklich nicht, so früh aufstehen … Irgendwie geht es doch. Und außerdem denke ich das IMMER, wenn mich der Wecker weckt. Es hat etwas mit dem Müssen in diesem Moment zu tun. Schon 10 Minuten später WILL ich, und dann ist es nicht mehr schlimm.
Eine Frau mit Wald im Hintergrund versucht, in die Kamera zu lächeln.
Nachdem die Kinder zur Schule abgedampft sind, gehe ich um 7 Uhr in den Wald. Im Wald kann ich am besten denken. Ich plane meinen Tag (der sich dann doch in vielen Punkten diesem Plan entzieht), übe mit Jim „Die Rehe und Hasen sind unsere Freunde“ (Trockenfische sind meine Argumente) und freue mich – als Mutter und Dozentin – über eine redefreie Stunde.
Ein mit alten Holzbalken umzäunter Paddock mit einem schmutzigen Pferd darauf.
Vor meinem Zoom-Call um 10 Uhr (und nachdem alle Tiere gefüttert sind) habe ich noch 45 Minuten Geburtstags-Frei-Zeit. Ich nehme Levin, mein neues Pferd, mit zum Grasen. Er ist ein bezauberndes Kind, voller Vertrauen, dass das Leben es gut mit ihm meint. In all dem Trubel des Erledigens und Neues-Wollens und Mehr-Wollens ist die Einstellung der Tiere immer so befreiend: alles ist gut, wie es ist. Für einen Moment schwappt das auf mich über. Ich setze mich auf den Zaun und schaue ihm zu. Und tatsächlich: so ist es!
Eine grüne Sugar Box mit Weingummis gefüllt.
Mein Geburtstagsgeschenk 1. Teil wird von mir in Empfang genommen: eine Sugar-Box mit meinen Lieblings-Süßigkeiten, Englische Weingummis! Außerdem ist noch toll: Apfelkuchen mit Vanillesauce, Halbbitter-Schokolade und Smarties … So, jetzt hat mir die Aufzählung Heißhunger beschert und ich werde später nochmals Zähneputzen müssen …
Selbstporträt im Gegenlicht: eine Frau vor sonnigem Himmel.
Mittags noch eine Runde mit Jim auf unseren Wiesen, bevor er mit mir zum Unterricht in die Akademie fährt. Seit er 4 oder 5 Monate alt ist, begleitet mich Jim zum Schauspielunterrichten. Die Textanalyse-Stunden verschläft er (und schnarcht oder träumt). Die Analyse in Aktion, wenn sich die Darsteller auf der Bühne bewegen, gar auf den Boden fallen oder schreien und weinen – das ist noch immer schwer für ihn. Je nach Emotion will er sich auf die Bühne stürzen und spielen, retten, jagen. Trotz Trockenfisch-Argumente leine ich ihn dann lieber an.
Großer Kopf eine schwarzen Schäferhundes, der von unten zur Kamera hochblickt.
Auch das ist ein großer Pluspunkt der Tiere: sie sind glücklich. Und nicht nur innerlich ein Bisschen, sondern mit Ohren, Augen und Zunge. Jim freut sich auf unserem Spaziergang – über den Spaziergang. Was jetzt ist, das ist, und das ist gut. Ich versuche, so zu sein wie Jim und weniger zu planen (was sich ja dann sowieso anders entwickelt), mich weniger zu sorgen und mich mehr zu freuen. Zu freuen über ganz Unscheinbares (Trockenfisch wäre hier kein gutes Beispiel).
Vier Personen sitzen und stehen in einem Hauseingang.
Der Platz direkt vor der Akademie ist die Nachrichtenbörse. Gerade habe ich erfahren, dass vor meiner Premiere im Dezember noch weitere Produktionen für meinen Jahrgang anstehen. Wie soll ich da mit meinen Proben vorankommen, wenn immer alle woanders eingesetzt sind? Ich bin nicht wie Jim und mache mir schon wieder Sorgen. Mein Monologabend mit Szenen aus modernen Stücken (Dario Fo, Samuel Beckett, Peter Weiss, Marius von Mayenburg, Eugene O´Neill, Irmgard Keun, Catherine Aigner) beschäftigt mich: wie kriegen wir ein Gesamtstück hin? Was ist der rote Faden? Was ist der Kern jeder Figur und das eigentliche Thema des Monologs? Und wie zum Kuckuck soll ich ohne verfügbare Darsteller proben?
Ein orangefarbener Raum mit Holzbühne. Darauf 4 Stühle und eine Bühnentür.
Unser Probenraum. Bis wenige Wochen vor der Aufführung proben wir in einem der Klassenzimmer der Theaterakademie. Dann bauen wir die Handlung auf den größeren Aufführungsraum um. Und wir führen alle einzelnen Monologe zu einem Stück zusammen. Es gibt diesmal eine Art Rahmenhandlung: ein Fest, in dem alle Figuren Gäste sind. Und aus diesem Fest heraus löst sich jeweils eine Figur und verhandelt direkt mit dem Publikum ihr Problem, um am Ende wieder ins Fest einzutauchen. So wäre die Aufführungsidee. Jetzt ist es noch weit bis Dezember, aber bald sind Sommerferien und danach geht es mir Riesenschritten Richtung Premiere.
Blick aus einem fahrenden Auto: eine Stadt (Passau).
Rückfahrt von der Akademie nach Hause. Es geht an der Altstadt entlang und dann weiter nach Neuburg, wo sich unser Alter Gutshof befindet. Aus der Welt des Theaters, der Menschen, der Texte und Sprache nach Hause, zu den Kindern, den Tieren und – wenn man Glück hat, um diese Jahreszeit – zu den Glühwürmchen. Ich habe noch nicht herausgefunden, wie man diese Wesen geschickt fotografieren kann. Aber es steht recht weit oben auf meiner To-Do-Liste: Glühwürmchen-Foto!
Ein sonniger Innenhof mit Kopfsteinpflaster. Es sind verschiedene Sachen an einem Tisch gestapelt.
Zweiter Teil meines Geburtstagsgeschenks: die Kinder räumen unsere Sattelkammer für mich auf. Das ist ein jährliches Ritual, das sonst meist an mir hängen bleibt, diesmal aber nicht. Eine Sattelkammer ist ein mittelgroßer Raum am Hof, der sich das ganze Jahr über dem Ordentlichen widersetzt, indem es sich beständig auffüllt: mit Ergänzungspräparaten wie Kräuter und Mineralfutter, mit Zurrgurten, Seilen, Halfter, Zaunmaterial, Litzen, Decken, Putzzeug, Mähnenspray, Haargummis, Handschuhe, Gerten, Isolatoren, …. Irgendwann sucht man Stunden, um etwas zu finden. Darum gibt es diesen einen Tag, den Sattelkammeraufräumtag. Dann ist für ein paar Wochen alles übersichtlich, … bis er wieder von vorne losgeht, der Drang unscheinbarer Dinge sich anzureichern und Platz wegzunehmen.
Ein Mann in einem roten Traktor fährt einen großen Strohballen durch einen Innenhof.
Eine Ahnung von Herbst und Winter: die kurzzeitig leere Sattelkammer wird mit Stroh für die Pferdebetten ab Oktober bestückt. Als vormals Stadtmensch liebe ich das sehr: hier am Hof gibt es mit den Jahreszeiten verbundene Arbeiten … Stroh braucht man ab Oktober, Fliegenspray ab April, Sättel und Zaumzeug putze ich im Herbst und Frühling … Faszinierend, noch immer.
Sonniger Wolkenhimmel mit schon dunkler Landschaft am Abend.
Ein letzter Blick auf den Himmel, bevor alle Zwei- und Vierbeiner Futter kriegen und ich meinen Arbeitsplatz am Computer einnehme. Das Fenster im Arbeitszimmer lasse ich um diese Jahreszeit weit offen, dann können mich streitende Katzen, Heu kauende Pferde, nicht identifizierbare Vogelschreie und Grillenzirpen daran erinnern, dass Facebook, WordPress, online Meetings und all das nur ein Störfunken im Universum sind. Das Hörspiel dieser wirklichen Dramen vor meinem Fenster, die von natürlichen Lebensgeräuschen gefüllte Luft, relativiert alle Probleme, die mir die digitale Welt heute Abend noch auftischen wird.

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  1. Wie schön Du schreibst! Danke für den Einblick in deinen / einen Tag, in dem ja viel mehr drinsteckt.
    Ich habe schon einiges auf deiner schönen Website gelesen, und ich möchte Dir gerne sagen, dass ich es so wundervoll finde, was Du für Dich ubd Deine Familie geschaffen hast! Mich haben Deine Erzählungen über Deine Pferde und deinen Hund sehr bewegt. Tiere zu besitzen und zu versorgen bedeutet neben der unbezahlbaren täglichen Freude an ihnen auch immer tiefe ehrliche Verantwortung und Teilnahme.
    Ich habe sehr viel Hochachtung vor Deiner tiefen Tierliebe und Deinem Vertrauen in die eigenen Möglichkeiten, die eigenen Kräfte.
    Schade, dass Du sooo weit weg wohnst, ich würde Dich gerne einmal kennen lernen. Als gebürtige Voralpenländerin habe ich meine Kindheit in den Ferien auf einem Einödbauernhof ganz in Deiner Nähe verbracht, deine Heimat ist mir daher sehr vertraut.
    Sei lieb gegrüßt von Anke

    1. Danke, liebe Anke, dein Kommentar kam genau in dem Moment, da er die Aufgabe hatte, mich aufzurichten! Wie wenig weiß man, ob und wie das gelesen wird, was man schreibt. Meist ist das ok für mich, weil das Schreiben mir Freude macht und mir selbst Klärung bringt. Manchmal aber scheint es, als würde alles, was man zeigt und von sich gibt in einem großen Schwarzen Loch landen … und dann kommt dein Kommentar, und ich bin wieder mit dem Kopf über Wasser, motiviert für meinen kommenden BeLetter und voller Ideen für den nächsten Blogartikel. Also: danke!

  2. Wenn Du die Glühwürmchen erfolgreich fotografiert hast, brauche ich Deine Anleitung, um sie bei den südländischen Grillen einzusetzen… Bisher habe ich sie nur gehört aber gesehen habe ich noch keinen!

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