Training der persönlichen Präsenz – immer auch: Training eines präsenten Körpers

Mai 5, 2022

PferdeStärkenFührung“, so lautet der Name meines Trainings. Nicht nur für Menschen, die beruflich Teams führen, sondern für alle, die eine andere, faszinierende Art der Führung erlernen möchten – eine Führung, die in ihrer persönlichen Präsenz gründet. Diese ist zunächst und im Kern ein Sich-Selbst-Führen.

Pferde stärken die Fähigkeit zu führen

Impulse aus der Schauspieltechnik

Aus der Schauspielmethodik arbeite ich mit Techniken, die es uns ermöglichen, uns selbst zu bestimmen, etwas zu wollen, zu erleben … etwas zu sein. Denn der Schauspieler gibt nicht vor, er macht sich eine neue Absicht zu eigen (in diesem speziellen Fall: die der Figur). Dieses aktive Einnehmen der Absicht läßt in ihm dann passiv die inneren Erlebnisse entstehen. Denn das ist das Echtheitsmerkmal von Eindrücken: wir erleben sie passiv (als „nicht Gemachte“). Das hat mich in meiner Arbeit mit Schauspielern und Regisseuren seit jeher fasziniert: Wie gelingt dieses „Sicht-Selbst-Bestimmen“ zu einer als authentisch und echt empfundenen (und auch von anderen so wahrgenommenen) Haltung?

Diese Selbst-Führung, die das Gegenteil eines Sich-Verstellens bedeutet, wird nicht (oder nicht nur) über eine Arbeit am „Mindset“ erreicht. Der große Theatermethodiker S. Stanislawski setzt zwar am inneren Erleben und am Eindruck an, seine Techniken finden jedoch eine wesentliche Ergänzung durch W. Meyerhold, welcher die „Methode der physischen Aktionen“ hinzunimmt. Diese Techniken gehen von körperlichen Handlungen aus, um ein neue und neuartige innere Haltung hervorzubringen. 

Blog
Pferdegestütztes Training – auch für Schauspieler

Körpertraining: Energie, Position und Timing

Wenn wir Führen neu erleben wollen, wenn unsere Führung in unserer Ausstrahlung gründen und mitreissen soll, dann beginnt die Arbeit daran in meinem Training körperlich. Wo ist der definierte Sitz unserer Energie, die sich als Körperspannung umsetzt? Wie greife ich ganz konkret darauf zu und bestimme diese Spannung auch qualitativ? Wie wirken sich unterschiedliche Positionen im Raum und meinem Partner gegenüber aus? Wie verändere ich diese Spannung punktgenau als Reaktion auf eine Veränderung des Geschehens?

Das Pferd als Trainingspartner braucht keine Worte und Gesten, es läßt sich weder von der Position oder dem Status noch gar von irgendwelchen Ansprüchen des Menschen leiten. Das Pferd reagiert nur dann und nur so, wie es die wahrhaftige körperlich-mentale Präsenz seines Gegenübers wahrnimmt. Dadurch wird es zum entscheidenden Beschleunigungsfaktor seines Lernprozesses: keine Rhetorik, keine erlernte Körpersprache, keine Signale machen die Führungsstärke einer Person aus. Sondern allein ihre Fähigkeit, über den Aufbau und Ausdruck ihrer Energie zu führen, allein ihre persönliche Präsenz macht den Unterschied. 

Lieblingskundin mit Andrej

„Verführung“: die Fähigkeit, zu begeistern

Während sich viele Führungstechniken damit beschäftigen, wie ich andere dazu bringe etwas zu tun, frage ich danach, wie es gelingt, diese zu veranlassen, etwas tun zu wollen. Und ja, das kann man „Ver-Führung“ nennen. Denn der motivierende Faktor ist kein intellektueller Inhalt, sondern die Fähigkeit, zu begeistern.

Begeistern aber ist eine Ansteckung. Das bedeutet, dass die Energie für das Handeln und die Ausrichtung auf das Ziel, das ich initiiere, zunächst einmal von mir als Führendem selbst aufgebracht (Selbst-Bestimmung im Sinne von Selbst-Führung) und dann auch in meiner körperlichen Präsenz für den anderen erlebbar werden muss. Eine solche Führung vermittelt ein „Let´s Go!“ – im Unterschied zum „Go!“ der Anweisung eines Bosses. 

Ausdruck, der ansteckt

Werde, was du bist!

Wie vermag ein menschlicher Körper so etwas zum Ausdruck zu bringen? Auch hier spielt die Mitarbeit der Pferde in meinem Training eine entscheidende Rolle: Je mehr wir uns auf Sprache verlassen – sei dies die Wortsprache oder die Körpersprache der Gesten – desto weiter entfernen wir uns vom Zugriff auf unsere Präsenz, auf die Wirksamkeit unserer Ausstrahlung, unserer Körperenergie … unseres Da-Seins. 

Dieses „Da-Sein“ …  was gibt es da zu trainieren? Ist das nicht gegeben, ohne unser Zutun, ja, entzieht es sich nicht gerade jeglichen Zugriffs unsererseits, weil es uns bestimmt?

Die Antwort auf diese Fragen ist komplex, läßt sich aber zugleich kurz mit dem bekannten „Werde, was du bist“, oder schöner noch mit „Wir müssen immer erst auf den Boden springen, auf dem wir schon stehen“ beantworten. So sehr also unser Da-Sein uns in gewissem Sinne vorausgeht und daher uns kennzeichnet, so sehr ist es (vermutlich sogar) unsere Lebensaufgabe, dieses Sein ausdrücklich da sein zu lassen, es in seiner vollen Bedeutung zu leben.

Zusammen Da-Sein

Präsenz als Selbst-Führung, die ausstrahlt

„Präsenz“ als zentrales Thema meines Trainings nimmt sich genau dies zum Ziel. Indem es mithilfe der Pferde erlebbar werden läßt, wie der Mensch seine Absichten körperlich zum Ausdruck bringt und wirksam entfaltet, wie er – ohne äußeres Ge-Tue und Worte – Faszination ausübt, bringt es die eigentlich uns innewohnende Kraft hervor und gibt die Mittel an die Hand, diese weiter auszubauen und zu formen.

Täuschen wir uns aber nicht, je mehr wir auf Hilfsmittel (Sprache, Gesten, Mimik, etablierter Rang, gesellschaftliche Position, …) verzichten (müssen), desto anstrengender ist es, im dann scheinbar Unsichtbaren und Unhörbaren zu agieren. Es erfordert ein hohes Maß an Konzentrationsfähigkeit, innerer Balance und an Durchlässigkeit des Körpers, um Präsenz zu „machen“. Diese Selbst-Führung, dieses Sich-Bestimmen ist ja kein Trick. Es ist echt, oder es ist nicht. Auch das zeigen die Pferde – manchmal schmerzhaft deutlich – an. 

Mein Co-Trainer Kairon

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