Training für Präsenz und Leadership: Ein Workshop-Tagebuch

Wie führt dich ein Pferd zur Präsenz? Leadership und Präsenz: Zwei Seiten derselben Münze. Denn Präsentsein bedeutet ein intuitives Sich-Selbst-Führen und bildet damit auch die Basis für die Wirkung und damit den Einfluss auf andere Menschen. In meinen 2- oder 4-Tages-Workshops arbeite ich mit meinen Pferden als Co-Trainer. Hier gebe ich dir einen Einblick auf die Themen und in ausgewählte Momente des Trainings.

Elma Esrig führt ihr schwarzes Pferd Andrej frei und wendet sich ihm lächelnd zu.
Wir arbeiten zum größten Teil mit dem freilaufenden Pferd. Ohne Tools, ohne Leckerchen, ohne Strafe. Das bin ich, Elma Esrig, mit meinem Partner Andrej.

1. Workshop-Tag: Die Basics

Wir starten das Training mit einem Vorgespräch. Was ist das Besondere an Pferden, dass sie die Fähigkeit, präsent zu sein, so massiv nach vorne bringen? Pferde sind Gefühlsmenschen. Sie beurteilen eine Situation danach, ob es sich gut anfühlt oder nicht. Die pferdischen Kriterien dafür sind „ganz einfach“: 

→ Ist mein Gegenüber KONGRUENT? Stimmt der Ausdruck mit der Persönlichkeit, der inneren Absicht und Haltung überein? Ja, ist da überhaupt ein ZumAusdruckKommen eines Inneren für mich erlebbar? Wenn du kongruent bist und dabei ausdrucksvoll, dann bist du klar und gibst Sicherheit und Führung. 

→ Ist mein Gegenüber fähig, aktiv KONTAKT mit mir herzustellen, diesen Kontakt wieder aufzubauen, wenn er verloren geht, ihn durch Reaktionen und Aktionen aufrechtzuerhalten? Wenn du Kontakt meisterst, dann bist du attraktiv, ja, faszinierend.

Deine Aufgabe ist also, Situationen aktiv so zu gestalten, dass sie sich für das Pferd gut anfühlen. Dadurch trainierst du in Wahrheit zwei entscheidende Fähigkeiten im Umgang mit anderen Menschen.

Nach dem Vorgespräch: Let´s do it! Trainingseinheiten mit meinen zwei Spaniern – unterschiedliche Charaktere, unterschiedliche Bedürfnisse. Ziel ist, sich darauf einzustellen, ohne das eigene Vorhaben aus den Augen zu verlieren. Und deinen kontrollierenden Blick zur Seite/hinten zu beherrschen 😉. Geh davon aus, dass der andere folgt, weil du klar und anziehend vorschlägst!

Die Trainierende arbeitet in der Halle mit dem braunen Spanier Kairon.
In der 1. Arbeitssession mit Kairon.
Der Spanier Kairon legt irritiert die Ohren an, weil die Trainierende ihn mit seitlichem Blick kontrolliert.
Kairon zeigt sich irritiert vom Kontrollblick zur Seite. Dadurch ist ihm das Ziel nicht klar: Wo geht es hin?

2. Workshop-Tag: Fokus

Wir starten mit einem Review des gestrigen Tages. Welche Erfahrungen haben sich da im Rückblick als besonders zündend erwiesen? Und dann der Ausblick auf die Ziele des 2. Tages: Was ist FOKUS? Was bewirkt er und wie drückt sich Fokus körperlich für andere wahrnehmbar aus? Pferde zeigen in ihren Reaktionen überdeutlich auf, wie wichtig es ist, Fokus zu beherrschen. Nicht im übertragenen Sinn des Wortes, nicht im Sinne von „Sich konzentrieren“ oder „nur eine Sache auf einmal machen“. Sondern: 

→ Fokus bedeutet, dass du deine ABSICHT klar innerlich ergreifst. Bis hin zur Visualisierung ihrer Erfüllung. Diese konkrete Absicht formt deinen körperlichen Ausdruck – beinahe unmerklich. Keine Gesten, keine großen Bewegungen, sondern eine Spannung bestimmter Körperbereiche durch deine Tiefenmuskulatur. 

→ Fokus bedeutet auch, dass du im Kontakt mit dem Pferd deine HALTUNG zum Ausdruck bringst: deinen persönlichen Raum klar setzt, seine Grenzen verändern kannst, dir – mit Empathie für den anderen – deiner persönlichen Bedürfnisse bewusst bist. Und zwar nicht generell, sondern JETZT, in jedem Augenblick der Interaktion. Auch deine Haltung (dir selbst, dem Partner gegenüber, in dieser Situation) formt einen wahrnehmbaren Körperausdruck.

Fokus wird für das Pferd spürbar durch deinen Blick (Richtung und Qualität), durch deine Position im Raum und zum Pferd hin, durch die entschlossene Spannung deiner Körpermitte (ohne jede Härte!), durch das klare Bild von der Handlung, die du beim anderen initiieren willst.

Und dann: Training! Übungen zum Fokus des Blicks, zur Macht der richtigen Positionierung im Raum, zum Spiel mit dem eigenen Raum und dessen Grenzen.

→ Kannst du mit deinem Blick das Pferd zurück- und seitwärts weichen lassen?

→ Kannst du es wieder zu dir zurückholen, indem dein Körper es wieder auf dich zu zieht (ohne Seil 😉). 

→ Kannst du ein Pferd im Schritt und Trab wenden lassen, indem du deine Präsenz vor ihn schickst und ihm damit (nicht mit deinem Körper! 😅) den Raum vor ihm verschließt? 

→ Kannst du das Pferd in eine Entspannung und ein Loslassen einladen, so dass es durchatmet und den Hals fallen lässt?

Yes, we can!

Die Trainierende schickt mit gespreizter Hand und fokussiertem Blick das braune Pferd Galeon von sich weg. Im Hintergrund Elma Esrig, die den Vorgang anleitet.
Die Hand unterstützt den Fokus des Blicks: Ute schickt Galeon zur Seite von sich weg.
Die Trainierende blickt hier in Richtung der Bewegungsänderung, die sie herbeiführen will. Der Spanier Galeon geht schräg hinter ihr mit.
Hier leitet Ute die Biegung nach links mit ihrem Blick ein.

3. Workshop-Tag: Kontakt

Der Morgen beginnt mit der Nachbesprechung des 2. Tages und der Vorbesprechung für den 3. Trainingstag. Die Bedeutung des Fokus und der wirksamen Positionierung ist in den Übungen deutlich geworden, auch die Fähigkeit, den persönlichen Raum zu behaupten und ihn fließend, in der Bewegung jeweils neu zu definieren. 

Der 3. Trainingstag steht unter dem Zeichen KONTAKT. Wer führt, hat die Fähigkeit, aber auch die Pflicht, in Kontakt mit dem anderen zu gehen. Kontakt ist eine dynamische Balance zwischen Reagieren und Agieren.

→ Ohne die Sensibilität für den Partner, der seinen Zustand, seine Bedürfnisse und Gedanken zum Ausdruck bringt, ist kein Kontakt möglich. Im REAGIEREN beantworten wir diesen Ausdruck. Und geben damit gleichzeitig das Gefühl: Ich habe dich gesehen. 

→ Kontakt bedeutet aber auch, dass mein Inneres – meine Gedanken, Gefühle und Absichten – vom anderen wahrgenommen und reagierend beantwortet werden. Dafür ist es notwendig, aus der eigenen Reaktion in die AKTION zu kommen. Aus dem Sicheinlassen ins Führen.

Es ist gar nicht anders mit einem Pferd in Kontakt zu kommen als mit einem Menschen. Hier arbeiten wir isoliert am nonverbalen, körperlichen Aspekt des Kontakts: Wir halten den anderen in unserem Fokus (Blick), wir beantworten seine Bewegungen mit unseren Bewegungen und aus der Antwort heraus präsentieren wir unseren Vorschlag für eine neue Bewegung, eine neue Richtung, eine neue Handlung, um dann wieder darauf zu reagieren.

Im Training mit den Pferden erfordert dies eine feine Intuition, wann was gefragt ist. Das Timing des Wechsels zwischen Reaktion und Aktion wird immer präziser: wann kann der Übergang nahtlos gelingen?

Galeon war zuerst dran und heute deutlich aufgebracht. Seine Nervosität spielte uns in die Karten. Die Aufgabe bestand darin, sich mit ihm zu synchronisieren und aus dieser gemeinsamen Bewegung heraus Änderungsvorschläge zu platzieren. In diesem beständigen Kontakt beruhigte sich Galeon zusehends und begab sich schließlich gelassen in die Rolle eines aufmerksamen Geführten. – Ganz großes Kino!

Ich gab einen kurzen Einblick in das Führen vom Rücken des Pferdes aus – landläufig „Reiten“ genannt. Aber das ist nur ein Wechsel meiner Position: Statt vom Boden aus gehe ich in Kontakt, wobei ich mich auf Andrejs Rücken befinde. Auch hier: Reagieren und Mitgehen in seine Bewegung und aus diesem Mitgehen heraus meine Vorschläge so präsentieren, dass sie sich anfühlen, als wären es seine eigenen. 😉

Kairon verdeutlichte einmal mehr die Bedeutung der idealen Position. Diese bei einem sich permanent bewegenden Partner zu finden und immer neu zu justieren – das ist anspruchsvoll. Aber wir können nicht die Welt anhalten, damit sie sich von uns regieren lässt. Wir sind gezwungen den permanenten Wechsel von Reaktion und Aktion zu meistern.

Die Trainierende führt den entspannten Spanier Galeon mit freundlichem Blick und in Kontakt.
Ute in Kontakt mit Galeon, der sich ruhig und sicher fühlt.
Während einer Anweisung blickt die Trainierende in Richtung von Trainerin Elma Esrig. Der Spanier Galeon wartet entspannt.
Hier erkläre ich etwas und Ute nimmt nun konzentriert Kontakt mit mir auf 😊.

4. Workshop-Tag: Die schwierige Balance

Die Nachbesprechung des vorherigen Tages ist ausführlicher geworden. Warum fällt es uns so schwer, die seitliche Führposition einzunehmen und beizubehalten? Anstatt auf Höhe des Pferdebauches zu gehen, tendieren fast alle Kursteilnehmer immer dazu, vor die Schulter des Pferdes zu kommen. Damit verringern sie die Wirkung ihrer Energie erheblich, ja, bremsen das Pferd aus, wo sie es doch ins Vorwärts schicken wollen. 

Meine Gedanken dazu: Zum einen ist es ein technisches Problem: auf der inneren Kreisbahn (das Pferd läuft außen, am Zaun entlang), ist mein Kreis kleiner, die Wege kürzer und ich muss mein Tempo (nicht meine Energie!) diesem Umstand anpassen. Zum anderen verbinden wir mit Führung oft: ich laufe vorneweg. Aber Führen ist das Initiieren einer Handlung. Das ist ein Unterschied zum „Ich fang schon mal an“!

An diesem letzten Workshop-Tag kreiste unsere Arbeit um den Begriff „Faszinieren“ … Huh! Ein großes Wort, eine „Aufgabe“, die kaum erfüllbar erscheint. Nun, betrachten wir das einmal aus der Sicht des Trainings mit einem Pferd und sammeln die Zutaten dafür ein. Faszinieren bedeutet, dass ich das Pferd nicht dazu veranlasse etwas zu tun, sondern etwas tun zu WOLLEN.

Die Voraussetzungen dafür sind:

→ Mein eigenes INNERES ENGAGEMENT für das Ziel ist hoch, ich habe auch eine klare Vision des Wegs dahin. Die Körperspannung im Beckenbereich ist deutlich wahrnehmbar, den Blick fokussiert, ohne hart zu werden.

→ Dabei ist jedoch der Brust-Schulter-Bereich LOCKER UND ENTSPANNT. Auch die Kiefermuskulatur wird nicht fest. Die Vorschläge an das Pferd kommen aus einer souveränen, zuversichtlichen, ja, selbstverständlichen Haltung „Das machen wir!“

→ Der führende Mensch ist damit – bei aller Energie – zugleich offen für Alternativen, neue Ideen – und für den anderen. Jede Härte, jede Ver-Spannung, jeder Zwang würde das Wollen im Partner verunmöglichen. Gleichzeitig wäre aber auch jeder Zweifel und jede innere Unklarheit tödlich für dessen freies Engagieren.

Und so stehen wir wieder vor der Aufgabe, eine BALANCE herzustellen zwischen Spannung und Lockerheit, zwischen Zielfokussierung und Sicheinlassen auf den Moment.

Mit Kairon haben wir im Roundpen die Arbeit daran begonnen. Er zeigte jedes Kippen der Balance in die fehlende Spannung (keine oder geringe Reaktion) oder im kopfgesteuerten Willen (Ohren anlegen und lospreschen) sehr deutlich an. 

Mit Levin (meinem pubertierenden Draufgänger) gab ich eine kleine Arbeitsprobe. Der Kerl ist gerade selbst sehr aus der Balance: etwas zu abrupte oder energiegeladene Vorschläge kann er nicht annehmen und geht da auch schon mal – sich überfordert fühlend – gegen den Menschen vor. Das angemessen zu beantworten (mit einem Gramm mehr Energie als sein Angriff besitzt) und trotzdem wieder weich, souverän und sanft weiterzuarbeiten, das war meine Herausforderung. 

Sowohl mit ihm als auch mit dem notorisch sorgenvollen Galeon arbeiteten wir aber noch ein weiteres Thema durch: Kann ich den anderen mit der Präsenz meines Körpers auch in tiefe Entspannung ziehen? Führen ist nicht nur Aktivierung anderer, sondern genauso auch Beruhigung (aufgebrachter) Gemüter und Anleitung zum Loslassen festgewordener Gedanken!

Elma Esrig legt die Hand auf den Nacken des Schimmels Levin. Ihr Körper ist entspannt, der Blick gesenkt.
Levin ist am Ende der Arbeit noch etwas angespannt.
Der Schimmel Levin zappelt mit weit geöffneten Augen und findet noch nicht zur Ruhe, während Elma Esrig mit entspanntem Körper neben ihm steht.
Er findet noch keine innere Ruhe, sondern zappelt mit aufgerissenen Augen.
Jetzt senkt der Schimmel Levin den Kopf und kommt zur Ruhe neben Elma Esrig, die mit entspanntem Körper neben ihm steht und ihn anblickt.
Mein Körper hilft ihm, sich immer mehr zu entspannen.

Deine nächste Trainingsmöglichkeit mit mir und meinen Pferden

So, das war’s mit meinem Einblick in einen Workshop mit mir. Egal, ob du Pferdeerfahrung hast oder nicht, du kannst mit diesem Training einen großen Schritt auf dein souveränes körperliches Auftreten hin machen, auf das hin, was – nicht nur für dich selbst, sondern auch in der Wahrnehmung durch andere – Klarheit, Führungskompetenz, Kontaktfähigkeit, Fokus gibt: PRÄSENZ.

👉 Mein nächster Workshop zu Präsenz und Führung findet vom 13. – 16. Juli statt. In einem persönlichen Gespräch können wir herausfinden, ob wir zusammenarbeiten wollen.  Schreib mich dafür gerne an: info@elma-esrig.com.

Your email address will not be published. Required fields are marked

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}